Der IFA F9

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Der IFA F9 in der ursprünglichen Ausführung mit geteilter Front- und Heckscheibe.
Leipzig, Am Naschmarkt, 1951
Foto: Rössing & Rössing – Fotothek

Der IFA F9 ist ein Personenwagen, der von 1949 bis 1956 in verschiedenen Karosserie-Varianten in Zwickau und Eisenach sowie Dresden und Meerane hergestellt wurde. Er basiert weitgehend auf dem DKW F9 "Hohe Klasse", der von 1937 bis 1940 entwickelt wurde.


Die Vorgeschichte

Modellpolitik

DKW F9 Prototyp im Audi museum Mobile, Ingolstadt
Die Auto Union straffte in den 1930er Jahren ihr Modellprogramm, um gegen den geplanten KdF-Wagen bestehen zu können[1]. Auf der Automobilausstellung 1940 sollte daher ein neues Fahrzeug gezeigt werden, der DKW F9, der gleichzeitig den F8 ersetzen sollte. Es verfügte über den markenspezifischen Frontantrieb in einem konventionellen Kastenrahmen,

jedoch kombiniert mit einem neuen, modernen, von Oskar Siebler konstruierten Dreizylinder-Zweitakt-Motor, verpackt in einer ebenso modernen stromlinienförmigen Karosserie.


Die Grundabmessungen des DKW F9 entsprachen nahezu exakt denen des KdF-Wagens. Während letzterer konsequent für industrielle Produktionsmethoden nach amerikanischem Vorbild konstruiert war, erinnert die Stahlkarosse des DKW noch stark an die gewohnten Holz-Kunstleder-Konstruktionen mit hohem Anteil an Handarbeit. Auch wog der F9 rund 150 kg[2] mehr als der konsequent auf Leichtbau getrimmte KdF-Wagen. Nicht zuletzt lag der geplante Verkaufspreis zwar ungefähr auf der Höhe des Opel Kadett mit 2000,- RM und deutlich unter den 3000,- RM des Adler Trumpf Junior, aber auch doppelt so hoch wie die 1000,- RM des KdF-Wagens.[3]


Der DKW F9 ging vor dem Krieg nicht in Produktion, es entstanden lediglich ungefähr ein Dutzend fahrbereite Prototypen. Mit den Produktionsanlagen wurden dann auf Befehl Kriegsgüter hergestellt.

Stromlinie

Das Design des DKW F9 war eindeutig ein Kind seiner Zeit.


Bereits seit den 1920er Jahren beschäftigten sich Forscher und Fahrzeughersteller mit der Strömung an Straßenfahrzeugen. Ziel war, mit strömungsgünstigen Karosserieformen den Luftwiderstand zu senken. Dadurch konnte der Verbrauch reduziert und größere Höchstgeschwindigkeiten erreicht werden. In den späten 1930er Jahren floß die Stromlinie vermehrt in das Design von Fluggeräten, Straßen- und Schienenfahrzeugen sowie von Gegenständen des täglichen Gebrauchs ein (z. B. Fliegender Hamburger, Henschel-Wegmann-Zug). Im dieser Zeit ließ sich Artur Locke, Leiter Karosserieentwicklung der Auto Union, das Design von DKW F9 und Horch 930S patentieren. Der Industriedesigner Günther Mikwausch gestaltete es aus. Daraus ergab sich der für Serienfahrzeuge der damaligen Zeit konkurrenzlose cw-Wert des F9 von 0,37[4].

Die Entwicklung nach dem zweiten Weltkrieg

Das IFA-Logo, wie es am F9 zu finden ist

Das ehemalige Audi-Werk in Zwickau war von Kriegszerstörungen weitgehend verschont geblieben, wurde jedoch 1946 enteignet und von der sowjetischen Besatzungsmacht zum großen Teil demontiert.


Erst 1949 konnte eine Fertigung der Vorkriegs-Konstruktion DKW F8 als IFA F8 aufgenommen werden. 1948 wurde bereits der F9 als Neukonstruktion vorgestellt. Er ging auf eine 1937 begonnene Vorkriegsentwicklung der Auto-Union zurück, deren Produktion jedoch durch den Kriegsbeginn nicht mehr aufgenommen werden konnte.[5] Wegen mangelnder Versorgung mit Karosserie-Blechen konnte die Produktion nicht vollständig umgestellt werden und es blieb parallel eine Fertigung von F8 bestehen. In Zwickau wurden bis zur Umstellung der Produktion von Serien-Pkw mit Kunststoff-Karosserie nur etwa 1.880 IFA F9 hergestellt. Die Bleche wurden im Nachbar-Werk bei Sachsenring-Horch gepresst.


In Zwickau erfolgte auf Beschluss der SED per 1. Mai 1958 die Fusion des Automobilwerk Zwickau (AWZ) mit dem Sachsenring Kraftfahrzeug- und Motorenwerke Zwickau (ehemals Horch) zum VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau. Beide Werke sollten die Fertigung der Duroplast-Karosserien P70, später P50 und Trabant übernehmen. Die Produktion des F9 wurde 1953 in das Automobilwerk Eisenach verlagert.

Produktionsverlagerung des IFA-F9 nach Eisenach

Ein IFA F9 in der Ausführung mit ungeteilter Frontscheibe, wie er ab 1953 gebaut wurde. Madgeburg
Foto: Martin Rapp

Modellpalette IFA F9 / EMW 309

Der IFA F9 konnte wegen seiner Rahmenbauweise in verschiedenen Karosserieausführungen hergestellt werden. Folgende Ausführungen hat es gegeben[6]:

  • 309/1 Limousine
  • 309/2 Kabriolett (Cabrio)
  • 309/4 Kabrio-Limousine (Cabrio-Limousine)
  • 309/4 Sonderfahrzeug (Einsatzwagen/Kübel viertürig)
  • 309/5 Fahrzeug ohne Aufbau
  • 309/6 Limousine mit Rechtslenkung
  • 309/7 Kombiwagen mit Holzaufbau (1954 nicht mehr gebaut)
  • 309/8 Schiebedach-Limousine
  • 309/9 Kombiwagen mit Stahlaufbau
  • (ohne Nr.) Pick-up auf Basis 309/9

Prototypen[7]:

  • Roadster
  • Rennwagen

Änderungen während der Produktion

Siehe: Technische Veränderungen am F9

IFA F9 als Cabrio in attraktiver Zweifarb-Lackierung.
Foto: Martin Rapp


 
 
 
 
IFA F9 in der Ausstellung 'Automobile Welt Eisenach'.
Fotos: Thomas Sälzle, http://www.formfreu.de/ formfreu.de

 
 
 
 
Fotos: Thomas Sälzle, http://www.formfreu.de/ formfreu.de


Technische Daten IFA-F9

Technische Daten IFA F9
Technische Daten IFA F9 1950–1953 1954–1956
Motor:  3-Zylinder-Reihenmotor (Zweitakt)
Hubraum:  900 cm³
Bohrung x Hub:  70 x 78 mm
Leistung bei 1/min 21 kW (28 PS)
bei 3.600
22 kW (30 PS)
bei 3.800
Max. Drehmoment bei 1/min:  73,5 Nm bei 2.500
Verdichtung:  1:6,25 1:6,9
Gemischaufbereitung:  1 Flachstromvergaser BVF H32/0
Ventilsteuerung:  Kolbensteuerung
Kühlung:  Wasser (10 Liter)
Getriebe:  4 Gang
Radaufhängung vorn:  Dreieckquerlenker unten, Querblattfeder oben
hydraulische Kolben-Stoßdämpfer
Radaufhängung hinten:  Starre Rohrachse, Querblattfeder oben
hydraulische Kolben-Stoßdämpfer
Bremsen:  Trommeln vorn und hinten
Lenkung:  Zahnstangenlenkung
Karosserie:  Ganzstahl, Kastenprofilrahmen
Spurweite vorn/hinten:  1.184/1.260 mm
Radstand:  2.350 mm
Abmessungen:  Limousine: 4.200 x 1.600 x 1.450 mm
Kombi: 4.200 x 1.650 x 1.570 mm
Cabriolet: 4.200 x 1.600 x 1.500 mm
Leergewicht:  900–960 kg
Höchstgeschwindigkeit:  Limousine u. Cabriolet: 110 km/h, Kombi: 90 km/h
0–100 km/h:  Limousine u. Cabriolet: 39 s, Kombi: 52 s
Verbrauch (Liter/100 Kilometer:  Limousine u. Cabriolet: 10 l, Kombi: 11 l
Preis :  Limousine: 13.200, Kombi: 12.650, Cabriolet: 14.000
Cabrio-Limousine: 15.000 Mark (DDR)

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/IFA_F9

Schwestermodell in Westdeutschland

Siehe: DKW F89

Einzelnachweise

  1. Rönicke, Frank: IFA F8-F9-P70. Motorbuch Verlag Stuttgart 2016
  2. Oswald, Werner: Deutsche Autos 1920 - 1945. Eine Typengeschichte. Motorbuchverlag Stuttgart 1983
  3. Etzold, Rüdiger: Der Käfer II. Eine Dokumentation. Verlag Alfred Bucheli Zug 1984
  4. Kieselbach, Ralf J.F.: Stromlinienautos in Deutschland. Aerodynamik im PKW-Bau 1900 bis 1945. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart 1982
  5. Reinhold Bauer: PKW-Bau in der DDR In: 3.1.4.2 Zwickau, 1999, S. 56.
  6. Ersatzteil-Liste IFA F9 Kraftwagen, Ausgabe 1954, AWE
  7. Lisse, Jürgen: Fahrzeuglexikon Wartburg. Bildverlag Böttger Witschdorf 2007

Literatur

  • Werner Oswald: Kraftfahrzeuge der DDR, Motorbuch Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-613-01913-2
  • Peter Kurze: DKW-Meisterklasse − Ein Wagen für die ganze Welt. Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2005, ISBN 3-7688-1646-X
  • Siegfried Rauch: DKW − Die Geschichte einer Weltmarke. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3-87943-759-9
  • Auto- und Motorrad-Welt, Heft 6/1953, Deutscher Sportverlag Kurt Stoof, Köln

Links zum Thema

Prospekte/Werbung zum IFA F9

AWE/EMW