Anlasser: Unterschied zwischen den Versionen

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Diese Schaltung bewirkt eine belastungsunabhängige Feldstärkung und führt demzufolge zu einer Drehzahlverminderung. Hohe Drehzahlen oder ein „Hochdrehen“ des Ankers im unbelastetem Zustand (wie beim reinen Reihenschlußmotor unvermeidbar) werden vermieden, was zum schnelleren Stillstand desselben führt. Außerdem entsteht beim Ausschalten ein Generatoreffekt, der auf die Magnetschalterspulen wirkt.
 
Diese Schaltung bewirkt eine belastungsunabhängige Feldstärkung und führt demzufolge zu einer Drehzahlverminderung. Hohe Drehzahlen oder ein „Hochdrehen“ des Ankers im unbelastetem Zustand (wie beim reinen Reihenschlußmotor unvermeidbar) werden vermieden, was zum schnelleren Stillstand desselben führt. Außerdem entsteht beim Ausschalten ein Generatoreffekt, der auf die Magnetschalterspulen wirkt.
 
Die Parallelschlußspulen wurden gern von einigen Instandhaltern zur Erhöhung des Drehmoments ausgeklemmt.
 
Die Parallelschlußspulen wurden gern von einigen Instandhaltern zur Erhöhung des Drehmoments ausgeklemmt.
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Durch die nun kleineren Nebenschlußspulen entstand etwas mehr Platz, wodurch sich wieder durchs Polgehäuse hindurch führende Stehbolzen einsetzen ließen. So konnte auf die problematischen Hakenbolzen verzichtet werden.
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Während der Anlassermotor der 2. und 3. Generation überarbeitet wurde blieb der Bosch-Magnetschalter noch über weitere Jahre unverändert. Das betraf auch die anderen DDR-Anlasser, wie z. B. 12 V 1,8 PS für Robur, Multicar u. a. oder 24 V 4 PS für H3A, S 4000, Robur LD, usw.
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Zur Instandsetzung des Bosch-Magnetschalters mußte die Kappe umständlich mit Hammer und Meißel ausgenietet oder die Nieten ausgebohrt werden. Außerdem lockerte sich der Spulenkern öfters, was zu Leitungsbrüchen führte (Totalausfall oder Rattern des Anlassers).
  
  

Version vom 24. Februar 2020, 13:10 Uhr

Anlasserausführungen im Wartburg 311 und 353

Im F9 und im Wartburg der ersten Modelljahre, sowie anfangs auch im Barkas B 1000 waren noch in der DDR gefertigte Bosch-Aggregate (Anlasser & Lichtmaschinen) im Einsatz. In den 35 Produktionsjahren des Wartburg wurden 5 Anlassergenerationen in das Fahrzeug eingebaut:


1. Anlassergeneration: DDR-Boschanlasser


1. Generation: Bosch-Schubschraubtrieb-Anlasser, Vierpol-Reihenschluß- (Hauptschluß-) Motor mit mechanischer Zweibackenbremse, 6 V 0,6 PS, Gewicht: 8,2 kg. Gebaut im VEB Elektrogerätewerk Suhl (EGS).

Typenschild des 6 V 0,6 PS Anlassers für den Wartburg 311 (Bild links). Der gleiche Anlasser wurde auch mit umgekehrter Drehrichtung für den Trabant, sowie in 12 V 1 PS für den Barkas B1000 und Garant 30K (Bild rechts) produziert.
Mechanische Bremsanlage im Bosch-Anlasser. Ein Zylinderstift, der quer zur Ankerwelle sitzt, nimmt die beiden Bakelitbremsbacken im Kollektorschildlager mit.
Ritzelverschleiß durch „Hineinstarten“ bei noch laufendem Motor oder Anlasser, aber hauptsächlich bei einem verschlissenen Starterkranz wird das Anlasserritzel arg in Mitleidenschaft gezogen.


Anmerkung: Während der Verbrennungsmotor mit etwa 100 Umdrehungen pro Minute angelassen wird, erreicht die Drehzahl im Elektromotor des Anlassers selbst Drehzahlen bis 1 800 U/min. Wird der Anlasser nun ausgeschaltet, läuft er auf Grund seiner hohen Betriebsdrehzahl und der Masse von Anker und Ritzel noch eine gewisse Zeit nach. Ist der Motor nicht angesprungen, folgt gewöhnlich ein neuer Startversuch. Um dabei ein „Hineinstarten“ des sich noch drehenden Anlassers zu verhindern, was zu Schäden an Ritzel und Starterkranz führen kann, werden Anlasser mechanisch oder elektrisch abgebremst.

Elektrische Schaltung des 6v 0,6 PS und 12 V 1 PS Anlassers.











2. Anlassergeneration: Hakenbolzenanlasser


2. Generation: Schubschraubtrieb-Anlasser, Vierpol-Reihenschluß-Motor mit mechanischer Federscheibenbremse, 6 V 0,6 PS, Gewicht: 7 kg. „Hakenbolzen“- bzw. „Hakenschraubenanlasser“.


Dieser Anlasser des VEB Fahrzeugelektrik Ruhla war eine eher schlecht gelungene Weiterentwicklung des alten Bosch-Anlassers. Während man sich bereits 1957 auf Grund höherer Leistungsanforderungen von der 6 V 130 W Bosch-Lichtmaschine trennte und die 180 W-Lichtmaschine einführte, drängelte es beim Anlasser nicht so sehr. Wie bei der Lichtmaschine erfolgte auch beim Anlasser eine Materialeinsparung. Er wurde schlanker (Polgehäuse von 100 mm auf 90 mm Durchmesser) und um 1,2 kg leichter. Während der Bosch-Anlasser mittelst durch das Polgehäuse geführter Stehbolzen verschraubt wurde, ließen sich diese auf Grund des verschlankten Gehäuses nicht mehr einsetzen. So verschraubte man vorderes und hinteres Lagerschild separat über Hakenbolzen am Polgehäuse – eine unglückliche Lösung.


Federscheibenbremse
Die vordere Hakenbolzen-verschraubung hatte sich als problematisch erwiesen
6 V Polgehäuse







3. Anlassergeneration


3. Generation: Schubschraubtrieb-Anlasser, Vierpol-Doppelschluß-Motor mit elektrischer Bremse, 6 V 0,6 PS (Wartburg 311) und 12 V 0,8 PS (Wartburg 353), Gewicht: 7 kg.


Die Entwickler hatten ihre Hausaufgaben gemacht und heraus kam ein wieder Bosch ähnlicher Anlasser – robust und servicefreundlich. Statt der bisher üblichen vier Pole im Hauptschlußbetrieb erhielt das Polgehäuse nun eine Doppelschluß-Schaltung: Zwei Pole im Reihenschluß sorgen für den bei Anlassern nicht anders machbaren kräftigen Anzug (hohes Drehmoment) und ein weiteres Polpaar hat eine Parallelschlußwicklung. Diese Schaltung bewirkt eine belastungsunabhängige Feldstärkung und führt demzufolge zu einer Drehzahlverminderung. Hohe Drehzahlen oder ein „Hochdrehen“ des Ankers im unbelastetem Zustand (wie beim reinen Reihenschlußmotor unvermeidbar) werden vermieden, was zum schnelleren Stillstand desselben führt. Außerdem entsteht beim Ausschalten ein Generatoreffekt, der auf die Magnetschalterspulen wirkt. Die Parallelschlußspulen wurden gern von einigen Instandhaltern zur Erhöhung des Drehmoments ausgeklemmt.

Durch die nun kleineren Nebenschlußspulen entstand etwas mehr Platz, wodurch sich wieder durchs Polgehäuse hindurch führende Stehbolzen einsetzen ließen. So konnte auf die problematischen Hakenbolzen verzichtet werden.

Während der Anlassermotor der 2. und 3. Generation überarbeitet wurde blieb der Bosch-Magnetschalter noch über weitere Jahre unverändert. Das betraf auch die anderen DDR-Anlasser, wie z. B. 12 V 1,8 PS für Robur, Multicar u. a. oder 24 V 4 PS für H3A, S 4000, Robur LD, usw. Zur Instandsetzung des Bosch-Magnetschalters mußte die Kappe umständlich mit Hammer und Meißel ausgenietet oder die Nieten ausgebohrt werden. Außerdem lockerte sich der Spulenkern öfters, was zu Leitungsbrüchen führte (Totalausfall oder Rattern des Anlassers).