Radantrieb Wartburg 311

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Funktionserklärung

Technische Zeichnung des Radantriebs
Der Radantrieb beim Wartburg 311 erfolgt über die achslosen, einzeln aufgehängten Vorderräder.

Im einzeln ist der Aufbau der Vorderräder wie folgt:[1]

Der Bremsenträger, auf dem sich die komplette Bremsanlage des jeweiligen Rades befindet, ist an das Schwenklager angeschraubt. Das Schwenklager seinerseits wird oben an der querliegenden Blattfeder und unten an dem Dreieckquerlenker gehalten. Somit ist die Blattfeder obenliegend eingebaut. Sie besteht aus 15 Federblättern (Lagen) und ist mit vier Sechskantschrauben am U-förmig ausgebildeten vorderen Federbock des Rahmens befestigt. Sie wird gleichzeitig durch eine Federschraube (Herzbolzen) im Federbock des Rahmens zentriert. Zur Minderung der Eigenreibung sind Polyamide-Einsätze in den Federblättern eingearbeitet, ab dem 12. November 1959 (ab Fahrgestell-Nr. 60 3194) konnte die Anzahl der Polyamideinsätze auf 16 Stück an der Vorderachsfeder verringert werden, da ab dem Zeitpunkt weichere Blattfedern Verwendung fanden. Die Verbindung zwischen Blattfeder und Schwenklager erfolgt über ein in das Federauge eingedrückten Gummisilentblock und Gelenkbolzen sowie durch die im oberen Schwenklager drehbar gelagerten Federgabel. Die Lagerung der Federgabel im Schwenklager übernehmen zwei von beiden Seiten in das obere Schwenklagerauge eingepresste Lagerbuchsen aus Leichtmetall. Diese Lagerbuchsen wurden teilweise von pfiffigen Handwerkern aus hochwertigeren Metall nachgebaut, um die Haltbarkeit an dieser Stelle zu erhöhen.

Die untere Aufhängung des Schwenklagers am Dreiecksquerlenker besteht aus der ebenfalls durch Gummisilentblöcke stoßgedämpften Anlenkung der beiden Querlenkerhälften am drehbar gelagerten Gelenkzapfen des Schwenklagers. Die Federgabel, sowie der Gelenkzapfen stellen praktisch die Achsschenkelbolzen dar, um die die Schwenkung der Räder beim Lenken erfolgt. Die geringe Neigung dieser Drehachse gegenüber der Senkrechten wird als Spreizung bezeichnet und beträgt 7° 30´.

Dagegen stellt die Neigung der Radebene gegenüber der Lotrechten zur Fahrbahn den Radsturz dar. Er beträgt 2° 30´, entsprechend 3,5%. Um dieses Maß ist somit das Vorderrad gegenüber der Senkrechten oben nach außen geneigt.

Die beiden Lagerstellen des Schwenklagers werden über je einen Kugelwulstschmiernippel abgeschmiert.

Der Antrieb der Vorderräder erfolgt über Gelenkwellen (anfangs Scharniergelenkwellen, später Doppelgelenkwellen), die mit ihrer Keilverzahnung in den Mitnehmer des Ausgleichsgetriebes greifen und deren Wellen in den Schwenklagern gelagert sind und praktisch die Radzapfen darstellen. Die Verbindung zwischen äußerer und innerer Gelenkwelle bilden die metallischen Weitwinkelgelenke, die Drehzahl und Drehmoment gleichmäßig auf die Räder übertragen, unabhängig vom Lenkeinschlag oder von der Durchfederung derselben.

Radlager

Beim Wartburg 311 kommen als Radlager ausschließlich Rillenkugellager zur Verwendung. Diese sind im Gegensatz zu üblichen Konstruktionen mit Kegelrollenlagern (z. B. Framo Vorderachse) nicht einstellbar. Das Spiel ergibt sich also über das vom Kugellagerhersteller eingestelle Spiel. Dieses wird in verschiedene Klassierungen eingeteilt, Lager ohne Nachsetzzeichen haben ein "Normspiel" Aufgrund der Verwendung als Radlager kommen deshalb beim Wartburg Lager mit geringerem Spiel als das "Normspiel" zum Einsatz. Diese Lager mit dem geringen Spiel haben das Nachsetzzeichen "C2", nicht zu verwechseln mit dem Nachsetzzeichen "C3" das für mehr Spiel steht.

Wartung der Radantriebe

Die Schmierung der Gelenke und der Nutengleitbahnen der inneren Gelenkwellen erfolgt durch Abschmierfett, das durch Kugelwulstschmiernippel am Schwenklager und am äußeren Mitnehmer (siehe Schmierplan) mit Hilfe einer Fettschmierpresse von Zeit zu Zeit zu ergänzen ist. Gummi-Manschetten, -Muffen und –Schutzringe dichten die Gelenke und die Keilverzahnung nach außen staubdicht ab. Bei einer Durchsicht des Wagens sind diese Gummiabdeckungen stets auf ihren Zustand zu überprüfen.

Die äußeren, in der Schwenklagerbohrung in zwei Kugellagern geführten Gelenkwellen tragen an ihren konischen Enden die Radnaben, die durch kräftig gehaltene, durch Splinte gesicherte Kronenmuttern angepresst werden.

Die Schmierung der Radlager erfolgt zusammen mit den Gelenken durch den bereits erwähnten mittleren Kugelwulstschmiernippel am Schwenklager. Die Abdichtung zwischen Schwenklagerbohrung und Radnabeninnerem übernimmt ein Radialdichtring. Auf der Getriebeseite der Radlager sind zur Fernhaltung von Sand und Schmutz Abdeckbleche beigelegt.

Einzelnachweise

  1. Radantrieb - Funktionserklärung. In: Pflegehandbuch Wartburg. 2. Auflage 30.04.1964, S. 38ff.