Kraftstoffverbrauchsprüfung "250km um die Wartburg" am 29.07.1951

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Sechs Jahrzehnte Automobilbau Wartburg auf der Messe Leipzig
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Dieses Fotoalbum zeigt die Dokumentation der Kraftstoffverbrauchsprüfung des BMW Werkes Eisenach am 29. Juli 1951. Die Organisation, Durchführung sowie die Auswertung und Dokumentation erfolgte durch das Werk Eisenach selbst. Auch die Fahrtleitung und die Fahrer wurden durch Werksangehörige gestellt.

Automobilbau ist Pionierarbeit

Der steil ansteigende Weg zum heutigen Leistungsstandard unserer Serienfahrzeuge war unendlich schwer. Er ist gepflastert mit unermesslichen Opfern, reich an Arbeit - er ist hart und mühevoll. Er führt an Gräbern vorbei, in denen Männer ruhen, die unter Einsatz ihres Lebens die Entwicklung voran trieben - auf den Rennstrecken - auf den Rekordbahnen - an den Werkbänken - an den Zeichenbrettern. Arbeit und Opfer - Erfahrungen und Leistungen, da sind die Marksteine auf der Entwicklungslinie von der motorgetriebenen Pferdekutsche zum BMW Typ 340.

 
Wartburg Motorwagen - 1899
 
BMW Typ 340.0 - 1951
Stadtarchiv Eisenach


Von Kochtöpfen zur laufenden Serienproduktion!

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges hinterliesen die Amerikaner zerstörte Werkhallen, unbrauchbare Maschinen. Aus den Nichts heraus begann die harte, mühevolle Aufbauarbeit, ehe die Grundlage geschaffen war, überhaupt mit einer Produktion beginnen zu können. Zuerst waren es Kochtöpfe. Nur mit Hilfe der Sowjetunion gelang es , wieder mit der Fertigung hochqualifizierter Fahrzeuge zu beginnen. Das Werk BMW Eisenach der Staatlichen Aktiengesellschaft "Awtowelo" produziert heute in ununterbrochener Serienfertigung den Typ 340. Den Typ, welcher anlässlich der Kraftstoffverbrauchsprüfung in allerschärfster Zerreißprobe den Beweis für ausgereifte Konstruktion, Wirtschaftlichkeit u. Leistung antrat.

 
Kriegszerstörung am Gebäude Kraftwerk I (Bau H, J, K)
 
Ein 340 im Karosseriebau (Bau A)
Stadtarchiv Eisenach


Vielleicht der Beginn neuer Bewährung auf dem Gebiet des Motorsportes.

Unvergessen ist der sportliche Ruf der Eisenacher Automobile! Unvergessen ist die fast ununterbrochene Siegesserie der BMW Sportwagen. War es zuerst 1934 der 1,5Ltr. 40 PS, so bewies danach der 55 PS BMW durch Teilnahme an den großen internationalen Veranstaltungen seine Überlegenheit. Die Krönung schöpferischer Arbeit war der 80 PS 2Ltr. BMW Sportwagen! Bereits 1936, lange bevor dieser Wagen der Allgemeinheit zugänglich war, gab es aufseheneregende Erfolge.

Eifelrennen - Beste Zeit aller Sportwagen.

1. Münchener Dreieckrennen - Beste Zeit aller Wagen.

Tourist Trophy Race in Ulster - Klassensieg u. Mannschaftspreis der englischen Industrie Gegen allerschärfste Konkurrenz siegten BMW Sportwagen 1938 in den wichtigsten des In-u. Auslandes. Der Wiederbeginn des Wagenrennsports in Deutschland nach dem Zusammenbruch entwickelte sich auf Grundlage der bis dahin unerreichten Leistungsfähigkeit des 2Ltr. 80 PS BMW Sportmotors. Noch heute erringen Rennwagen der Formel II mit diesem Motor Erfolge gegen gute internationale Leistungsklasse.

Und erneut bewiesen BMW Automobile bei der Kraftstoffverbrauchsprüfung am 29.07.1951 in gegenseitiger Jagd auf schwierigstem Kurs, dass sie berufen sind, nach wie vor den sportlichen Ruf fortzuführen, den die Eisenacher BMW Wagen seit je her besitzen.

 
Der BMW S1 - 1949
 
Der BMW "Intertyp"
Stadtarchiv Eisenach


Grundgedanken zur Kraftstoffverbrauchsprüfung

Einen neuen Weg galt es erstmalig einzuschlagen!

Den Weg, vor eingeladenen Vertretern der Industrie, vor den Behörden, vor der Presse, dem Film und dem Funk – vor der Öffentlichkeit – den Beweis anzutreten, dass BMW-Wagen, insbesondere der Typ 340, hochqualifizierte Erzeugnisse der Automobilindustrie darstellen. Es war ferner notwendig, neue Versuchsanordnungen einer schärfsten Belastungsprobe zu unterziehen, um weitere Verbesserungen der Serie vorbereiten zu können. Wirtschaftliches Fahren stand im Vordergrund, daneben galt es, die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit zu erzielen. Erfahrungen waren zu sammeln, Erkenntnisse zu gewinnen, zur Verwertung für die Serie, für den Typ 340, zur Erprobung in der Versuchsabteilung. Und nicht zuletzt war auch gedacht, an eine Förderung des Nachwuchses für evtl. spätere motorsportliche Betätigung des Werkes BMW. Nach der ersten – bestandenen – Bewährungsprobe soll diese Werksprüfung der Beginn sein, eines neuen Weges zur weiteren Steigerung der Leistung und Qualität, zu neuen sportlichen Unternehmungen. Ein Ansporn zu erhöhter Kraftentfaltung aller Werktätigen des Werkes BMW Eisenach!

Vorbereitungen

Nach Erstellung der Ausschreibung musste mit umfangreichen organisatorischen Vorarbeiten begonnen werden.

  • Einholung von Genehmigungen der Volkspolizei
  • Auswahl der Streckenposten, Fahrtbeobachtern u. Zeitnehmern.
  • Anleitung dieser Funktionäre mit schriftlichen Unterlagen.
  • Ausarbeitung u. Festlegung des Wertungsverfahrens.
  • Anfertigung von Starterlisten, Fahrerkarten u. Unterlagen.
  • Sicherstellung der Absperrung des gesamten Fahrtgebietes.
  • Presse, Film u. Funk waren zu unterrichten u. zu Vorschauen zu veranlassen.
  • Beschilderung der Strecke.
  • Versendung von Einladungen
  • usw….

Diese Arbeiten waren in den Abendstunden des 28.07. beendet und alle Vorbereitungen für den einwandfreien Verlauf der Prüffahrt getroffen.

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Wertungsverfahren

Für die Wertung galt es ein Verfahren zu entwickeln, welches die in der Ausschreibung geforderten Bedingungen - geringsten Kraftstoffverbrauch bei möglichst hoher Durchschnittsgeschwindigkeit - in ein gut ausgewogenes Verhältnis brachte. Auf Grund von Versuchsfahrten, von Verbrauchsmessungen usw. und auf Grund dessen, das eine Fahrweise in den mittleren und oberen Geschwindigkeitsbereichen erzielt werden sollte, ergab sich folgende Wertungsformel:

Zeit in Sekunden + Verbrauch in Liter = Punktezahl

Der Fahrer mit der niedrigsten Punktezahl sollte bester Teilnehmer sein.

Streckenbeschreibung

Im Allgemeinen ist zusagen, dass die Wahl der Strecke für eine derartige Werksprüfung richtig war. Nicht Autobahn und nicht ausgesprochenes Gelände sollte befahren werden, sondern die Prüfungsfahrt sollte über einen Kurs gehen, der normalen Anforderungen an die Fahrer und Fahrzeuge hinsichtlich einer sportlichen Fahrweise stellen sollte. Demzufolge wechselten Stadtstraßen mit engen Kurven, ansteigende, kurvenreiche Asphaltstrecken, zum teil sehr schlechte, schmale und schlaglochreiche Fahrwege und Gefällstücke mit Haarnadelkehren untereinander ab.

Die prozentuale Zusammensetzung war:

17,5% Stadtkurs mit Kopfsteinpflaster
16,8% ungepflasterte Landwege
8,9% sehr gute Strasse mit griffigem Kleinpflaster
56,8% kurvenreiche Asphaltstrecke

Die Strecke war am Tag der Prüfungsfahrt infolge hochsommerlicher Hitze trocken. Auf dem Teil zwischen Wilhelmsthal und Unkeroda wurde weitgehend Staubentwicklung festgestellt. In den durchfahrenen Waldgebieten - ca. 48% der Strecke - entsprechende günstige Voraussetzungen für erhöhte Leistungsfähigkeit der Motoren.

Maschinenabnahme

Am Sonnabend, 28.07.1951, erfolgte in den Nachmittagsstunden im Werk die Abnahme der Fahrzeuge, welche Aufschluss gab über den Zustand der Fahrzeuge vor der Fahrt bei gleichzeiger Registrierung etwa vorgenommener Veränderungen bzw. vorhandener Abweichungen zur Serie. Gleichfalls fand die Verlosung der Startnummern statt, deren Folge gleichzeitig die Startaufstellung ergab. Anschließend erfolgte die Fahrerbesprechung.

 
Betankung eines BMW 340.0
 
Start in der Katharinenstraße in Eisenach
 
Start in der Katharinenstraße in Eisenach
Stadtarchiv Eisenach
 
Durchfahrt von Start und Ziel - Nr. 13 u. Nr. 21
 
Durchfahrt von Start und Ziel - Nr. 24
Stadtarchiv Eisenach
 
Durchfahrt von Start und Ziel - Nr. 18 u. Nr. 22
 
Fahrtleitung in der Katharinenstrasse.
Stadtarchiv Eisenach


Verlauf der Veranstaltung

Nach vorhergegangener Kontrolle der Einsatzbereitschaftdes Streckendienstes und nach Abnahme durch den verantwortlichen Leiter der Absperrungsmaßnahmen senkte sich 8:09 Uhr die Startflagge für Teilnehmer Nr. 1. In jeweiligen Abständen von 15 Sekunden folgte Wagen auf Wagen - der Start verlief reibungslos. Die einzelnen gefahrenen Rundenzeiten und die zu verzeichnenden Ausfälle sind aus der Zusammenstellung ersichtlich. Über die Positionsverschiebungen wärend der Fahrt gibt die Rundentabelle interessante - anschließend erläuterte - Hinweise. 11:16 Uhr passierte als erster Teilnehmer nach zehn Runden Fahrt die Startnummer 4 die Ziellinie. Dem Fahrzeug folgten in registrierten Abständen die weiteren 14 Teilnehmer, welche die Fahrt beendeten. Sofort nach Überfahren der Ziellinie erfolgte im Hof des Kreispolizeiamtes die Feststellung des Verbrauches. Die genauen Verbrauchsziffern der einzelnen Wagen sind ebenfalls aus der Zusammenstellung ersichtlich.

 
 
Stadtarchiv Eisenach
 
Ablassen des Restkraftstoffes zur Verbrauchsermittlung - hier Nr. 19 und Nr. 22.
 
Ablassen des Restkraftstoffes zur Verbrauchsermittlung
Stadtarchiv Eisenach


Ausführungen zu der Rundentabelle

Ein intensives Durcharbeiten der Rundentabelle und der Rundenzeiten gibt wertvollen Aufschluss über die Fahrweise einzelner Teilnehmer.

  1. Teilnehmer Nr.4 hatte sich bereits in der ersten Runde auf die Spitzenposition vorgearbeitet und konnte in überaus taktischer Fahrweise - tatsächlich mit der Uhr in der Hand - diesen Platz bis ins Ziel behaupten. Nachdem 4 bereits in der ersten Runde einen großen Vorsprung herausgefahren hatte, wartete er vermutlich in der 2. Runde den Aufschluss des Feldes ab, um daraufhin - nachdem er wusste welche Zeit das Feld in etwa fahren würde - in der 3. Runde mit 17,51´´ eine schnelle Runde zu drehen.die nächsten Runden alle mit ca. 18.50´´.
  2. Der vielleicht wohl am aussichtsreichsten fahrende Teilnehmer Nr.10 - mit einem 340er Serienwagen - war bis zum Ausfall in der 7. Runde der ärgste Gegner für Nr.4 gewesen. Beachtlich sind die Überholungen in der 1. und 4. Runde. Bemerkenswert, dass diese 2. Position nicht durch überaus schnelle Runden unter 17min., sondern durch sehr gleichmäßige Fahrweise um 18,20´´ erzielt wurde. Was wäre bei einer schnellen Runde geschehen?
  3. Trotz einer nicht so sehr schwankenden Einteilung der Fahrzeit (es sind allerdings Differenzen von ca. 1min. registriert) fällt die etwas unregelmäßige Fahrkurve der Nr.1 auf, die sowohl die stürmische Fahrweise der Nr.10 und der Nr.5 nicht mithalten konnte und dazu noch in der 6. Runde von der 14 überholt wurde. Durch die letzten drei verhältnismäßig schnellen Runden konnte allerdings Nr.1 den Teilnehmer Nr.14 wieder einholen.
  4. Tadellos und sehr fair - die Fahrweise der Nr.24, welche sich bei sehr gleichmäßigen Rundenzeiten und nach der schnellen Zeit von 17,42´´ in der letzten Runde auf den 11. Platz der Zeitwertungsvorarbeiten konnte - trotz letzter Position am Start und trotz eines gebrochenen Gaspedales, er fuhr das gesamte Rennen mit Handgas!
  5. Teilnehmer Nr.14 lieferte die schnellste Rundenzeit mit 17,15´´ und drehte noch drei weitere Runden unter 18min. (Allerdings war da von einem schonenden Fahren keine Rede). Da größerer Benzinverlust bzw. Verbrauch, kam er - trotz guter Gesamtzeit - in der Endwertung nicht mehr in Betracht.
  6. Interessant ist, dass der Teilnehmer Nr.5 in der Gesamtfahrzeit ca. 4 Sekunden schneller war, als Nr.4 und mit einem Schnitt von 79,1 der schnellste Wagen des Tages war! Und das mit einem 340er Wagen aus der Serie! Leider brachte ein relativ hoher Verbrauch diesen Teilnehmer in der Gesamtwertung nicht an die Spitze.

Es lässt sich wohl behaupten - wenn man schonmal für die Fahrt eine kleine Rangliste aufstellen will - das bei einer reinen Zeitwertung (aber das war nicht Sinn der Fahrt)und ohne Ausfälle, das Ergebnis anders ausgesehen hätte. Vielleicht setzen wir die Rangliste einmal so:

1. Platz Startnummer 10 und Startnummer 4
2. Platz Startnummer 5
3. Platz Startnummer 14 und Startnummer 1
4. Platz Startnummer 16
 
Geschicklichkeitsfahrt aller Teilnehmer auf dem Eisenacher Markt
 
Geschicklichkeitsfahrt aller Teilnehmer auf dem Eisenacher Markt
 
Feststellung der Verbrauchsmengen im Hof des Polizeikreisamtes
Stadtarchiv Eisenach
 
Feststellung der Verbrauchsmengen im Hof des Polizeikreisamtes
 
 
Gruppenfoto der teilnehmenden Fahrzeugbesatzungen
Stadtarchiv Eisenach


Siegerehrung

Im Rahmen einer Siegerehrung erfolgte die Auszeichnung der besten Teilnehmer:

A) Versuchsfahrzeuge:

  1. Start Nr. 4 Heussel-Preisser 21695 Punkte
  2. Start Nr. 19 Jäger-Nagel 22115 Punkte

B) Serienfahrzeuge:

  1. Start Nr. 5 Reichardt-Ifland 22591 Punkte
  2. Start Nr. 11 Schilde-Zimmermann 22928 Punkte
  3. Start Nr. 21 Schwabe-Müller 23364 Punkte

C) Typ 321:

  1. Start Nr. 8 Gebhardt-Müller 21799 Punkte
 
Siegerehrung auf dem Eisenacher Markt
 
Siegerehrung auf dem Eisenacher Markt
Stadtarchiv Eisenach


Auswertung

Auswertung der Wirtschaftlichkeitsfahrt 250 Km rund um die Wartburg

A) Allgemeines

An der Fahrt nahmen 23 Fahrzeuge teil. Diese Fahrzeuge können in 4 Gruppen eingeteilt werden:

  1. Fahrzeuge des Versuchs einschl. 1 Wagen vom Entwicklungswerk Chemnitz mit den Startnummern 4, 14, 18, 19, 24
  2. Fahrzeuge der Serie mit den Startnummern 1, 2, 5, 9, 10, 11, 12, 13, 16, 21
  3. Fahrzeuge des Fuhrparks mit den Startnummern 3, 8, 17, 20, 22, 23
  4. Fremdfahrzeuge mit den Startnummern 6, 7 Mercedes 170 S, Borgward 1500

Hervorzuhebende Ausrüstung der einzelnen Fahrzeuge

Gruppe 1

Sämtliche Fahrzeuge waren ausgerüstet mit: a) Pallas-Vergaser F 3-23 b) 1 Wagen mit Hinterachsübersetzung 1:4,3 c) 1 Wagen mit Hinterachsübersetzung 1:4,1 gegenüber der Serientypen die eine Übersetzung von 1:4,55 aufweisen.

In den Wagen mit der Nr. 14 waren Teleskopstoßdämpfer eingebaut und die Wagen Nr. 4, 19, 24 hatten eine Motorleistung von mindestens 57 PS effektiv. In den Wagen Nr. 18 waren 2 Solex-Vergaser mit der sogenannten Chemnitzer Einstellung eingebaut.

Gruppe 3

Baum. 340.0 Startnummer 23 war mit ausgerüstet mit Pallas-Vergaser

Baum. 321 Startnummer 20 besaß 2 Pallas-Vergaser sowie Leichtmetallpleuel.

B) Ergebnis der Fahrt

Der Wagen der Startnummer 4 ging als Sieger hervor. Er war ausgerüstet mit: 2 Pallas-Vergasern F3-23 gegen Wärme isoliert durch Zwischenflansch, verstärktem Motor mit 57 PS effektiv und einer Hinterachse 1:4,1. Er entwickelte eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 79 Km/h bei einem Benzinverbrauch von 14.01 Ltr. Bereifung NK5.


C) Festgestellte Mängel während und nach der Fahrt:

I) Motor

Der Wagen der Nr. 19 hatte zu hohe Kühlwassertemperatur, die darauf zurückzuführen war, daß der verwendete Kühler kein Serien-, sondern ein Musterkühler der Firma Autokühlergesellschaft Chemnitz war. Dieser Fehler tritt in der Serie nicht auf.

Bei dem Versuchswagen der Start Nr. 24 war der Auspuffkrümmer durchgebrannt und dadurch undicht. Durch das viele Zylinderkopfwechseln im Versuch wurde die Dichtung beschädigt. Fehler tritt in der Serie nicht auf.

Bei dem Wagen der Start Nr. 3 war das Einlassventil von Zylinder 1 stark verbrannt. Ventile vom Zylinder 4 hatten schwache Brandstellen. Von Haus aus schlechte Einstellung der Ventile. Tritt in der Serie nicht auf.

Bei dem Wagen der Start Nr. 5 - Serienwagen - war an der rechten Seite das Kurbelgehäuse gerissen. Der Gussfehler wurde erst bei hoher Beanspruchung sichtbar.

 
Gussfehler am Kurbelgehäuse des Wagens mit der Nr. 5
 
Gussfehler am Kurbelgehäuse des Wagens mit der Nr. 5
Stadtarchiv Eisenach


II) Getriebe

Schäden oder sonstige Beanstandungen sind bei Baum. 321 wie auch Baum. 340.0 nicht aufgetreten.

III) Lenkung

Start Nr. 24 - Die Lenkung flatterte bei hoher Geschindigkeit, zurückzuführen auf schlecht ausgewuchtete Laufräder und Decken. Dieser Fehler wird nicht mehr in der Serie auftreten, da die Unwucht des Reifen durch einen farbigen Punkt durch die Reifenfirma kenntlich gemacht ist, welcher gegenüber dem Schlauchventilbeim Aufziehen der Reifen gelegt werden muß.

Start Nr. 9 - Serienwagen - Bei diesem Wagen flatterte gleichfalls bei 120 Km Geschwindigkeit die Lenkung. Höchstgeschwindigkeit von 115KM lt. Handbuch überschritten.

IV Vorderachse

Start Nr. 24 - Kugellager der linken Vorderradnabe beschädigt. Offenbar auf eine zu weiche Kugel zurückzuführen. Materialuntersuchung war nicht möglich, da die Kugel vollständig zerquetscht war.

V Hinterachse

Start Nr. 24 - Keilnuten von Achswellen eingeschlagen, links 1 Kugellager gebrochen. Ursache des Kugellagers wie oben. Die Ursache des Einschlagens der Keilnute ist offenbar darauf zurückzuführen, daß der Versuchswagen, um die Vergaser zu erproben, mehrfach mit Geschwindigkeiten bis zu 130 Km/h fuhr.

Start Nr. 14 - Versuchswagen - Schraube vom Hinterachseinsatz gelockert, dadurch Ölverlust. Der Wagen ist 72000 Km gefahren. Das Gewinde der Schrauben hatte sich durch die verschiedenen Montagen und Demontagen zu stark gedehnt.

VI Stoßdämpfer

Start Nr. 19 - hinten zu weich.

Start Nr. 14 - war mit Teleskopstoßdämpfer ausgerüstet (eigene Bauart) vorn und hinten. Zu erwähnen ist, daß dieser Wagen die schnellste Runde der Tages fuhr. Durch die nicht abgestimmte Federung war der Wagen etwas zu weich. Die Straßenlage ist auch in Kurven und bei schlechter Wegstrecke gut gewesen. Schäden traten nicht auf. Die Teleskopstoßdämpfer hatten vor Fahrtantritt bereits 11000 Km ohne Beanstandungen hinter sich.

VII Kraftstoffbehälter

Benzinverlust am Einfüllverschluss des Wagens Nr. 11

Bei 11 Wagen traten durch undichte Einfüllverschlüsse mehr oder weniger große Benzinverluste ein. Diese sind darauf zurückzuführen, daß z.T. die Dichtungen beschädigt waren. Auf Grund der anschließenden Untersuchung wurde festgestellt, daß die Dichtfläche des Einfüllstutzens nicht plan war. Der Fehler ist abgestellt worden, in dem die Anlagefläche des Einfüllstutzens nach dem Schweißen nachgerichtet wurde. Auf diese Fehler wird beim Bau unserer Serienwagen besonders geachtet.

Bei dem Fahrzeug Nr. 14 ist ein nicht serienmäßiger Tankverschluss (alte Bauart) verwendet worden.


VIII Laufräder

Nr. 3 und Nr. 24 - Diese Wagen waren mit verschieden Reifen NK5 und NK1 ausgerüstet. Der Verschleiß bei NK5 war unbedeutend, während derselbe bei NK1 feststellbar war.

Start Nr. 10 - Hier hatte sich das linke Hinterrad durch Streifen der Bordkante gelockert.

An 6 Fahrzeugen hatten sich die Hinterräder gelockert, insbesondere das Linke. Bei einer Untersuchung wurde festgestellt, daß das Lockern der Räder durch Überbeanspruchung in den Stülpaugen der Radscheiben zurückzuführen ist, indem sich dieselben ausgeschlagen haben. Die Untersuchung der Scheibenräder hat ergeben, das es sich um Material mit einer Festigkeit 47 Kg/mm² handelt, also um das Material St 42.22. Ein Nachgeben der Radanlage war nicht zu bemerken, da die Auflagefläche der Räder in Ordnung ist. Da Beanstandungen seitens der Kundschaft nicht vorliegen, das Lockern jedoch innerhalb des Werkes schon einige Male festgestellt worden ist, schlagen wir vor, für die Radscheiben Material St 52.22 dem Lieferanten vorzuschreiben (Reichsbahngüte). Aufgrund dieser Erscheinungen wurde auch die Eingangskontrolle veranlaßt, größeres Augenmerk auf die Ausführungen der Stülpaugen und Lochkreistoleranz und Teilung der Löcher zu legen und schärfere Kontrollen durchzuführen.

 
Lockerung der Hinterräder an 6 Fahrzeugen
 
und dadurch Überbeanspruchung in den Stülpaugen der Radscheiben.
Stadtarchiv Eisenach


IX Karosserie

An den Aufbauten, den Instrumenten und sonstiger Wagenausstattung haben sich keinerlei Beanstandungen ergeben.

D) Zusammenfassung und Vorschläge

Abschließend kann gesagt werden, daß sämtliche Fahrzeuge diese Fahrt äußerst gut überstanden haben und schwerwiegende Schäden nicht aufgetreten sind, noch dazu diese Fahrtstrecke höchste Anforderungen an die Fahrzeuge gestellt hat. Die Straße befindet sich stellenweise in sehr schlechtem Zustand und weist große und gefährliche Schlaglöcher auf. 16% der Fahrtstrecke war Landweg, auf welchem eine sehr starke Staubentwicklung zu verzeichnen war.

Aufgrund dieser Ergebnisse wird vorgeschlagen:

1.) 10 Satz vordere und hintere Teleskopstßdämpfer für einen größeren Versuch anzufertigen und sämtliche Versuchs- und Fuhrparkfahrzeuge damit auszurüsten.

2.) Aufgrund dessen, daß an den 10 Serienfahrzeugen keine Schäden insbesondere an Motor und Getriebe sowie an den Achsen aufgetreten sind, kann mit guten Gewissen behauptet werden, daß die Qualität unserer Fahrzeuge einen ausgezeichneten Stand erreicht hat. Die Einlaufzeit und die Einlaufstrecke, die gegenüber der Vorkriegszeit viel zu hoch ist, kann somit ohne Bedenken reduziert werden. Daher wird vorgeschlagen,

a) die Einlaufzeit von 5 auf 4 Std. b) die Einfahrstrecke von 175 auf 75 Km zu reduzieren.

3.) Durch erzielte gute Ergebnis sind alle Pallasvergaser schnellstens serienmäßig einzuführen, außerdem der Isolierflansch und das Abschirmblech serienmäßig zu übernehmen.

4.) Wir empfehlen eine Abstimmung der Übersetzungsverhältnisse vorzunehmen.

5.) Weiterhin wird vorgeschlagen, die Bereifung 5,75x16 oder besser die Super-Ballon-Reifen 7,1x15 einzuführen. Die Firma Paul Müller, Berlin-Schölkwitz, ist bereit, diese Reifen für uns zu entwickeln.


P 203 gez. Werner


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