BVF-Vergaser Instandsetzung

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Einige Tipps zum Flachstromvergaser BVF H362.

Hauptartikel: Der BVF-Vergaser
BVF-Vergaser-H362-20.jpg
Die Funktion wird erschöpfend in frühen Bedienungsanleitungen (1958) des Wartburg beschrieben. Wer sich noch nicht mit dem Vergaser auskennt, sollte sich einen anderen als den "Guten" daneben legen: "Vergleichende Anatomie" kann sehr hilfreich sein...


Schwimmer

Dichtung:

Ist der Deckel penetrant undicht und man will nicht mit Dichtungsmittel rumschweinern, sollte man die Schwimmergehäuse-Oberkante auf einer glatten Fläche auf 400er Schmirgelpapier mit Öl abziehen und die Dichtungsfläche am Deckel mit einer feinen Schlüsselfeile plan feilen.


Kraftoffstand im Schwimmergehäuse

16mm..17mm ab Oberkante Schwimmergehäuse. Schwimmer und Hebel sind beim Messen an ihrem Platz. Wie messen? Mit einem Zollstock wird das nix. Man fertige sich eine Lehre aus einem Streifen Karton. Ist der Stand zu hoch (unter 16mm), Schwimmer prüfen (Briefwaage: soll 11g wiegen) und kontrollieren, dass das Schwimmernadelventil festgeschraubt ist. Oft ist der Schwimmerstand zum Sprit sparen etwas niedriger eingestellt; sei es durch zusätzliche Dichtungen unter dem Schwimmernadelventil oder durch Biegen des Hebels.


Schwimmernadelventil

Der Konus ist irgendwann eingearbeitet. Dann wird er nicht mehr schließen oder auch geschlossen klemmen. Wenn der Motor stehen bleibt und erst nach einem "Klaps" auf das Schwimmergehäuse wieder zum Leben zu erwecken ist, hast Du folgendes vor: Ventil heraus schrauben und die Düse mit einem exakt passenden Schraubendreher heraus schrauben. Konus entnehmen. Wenn der Konus deutlich eingearbeitet ist, am besten neues Ventil besorgen (W353 passt). Das gilt vor allem, wenn der Schaft ebenfalls deutlich eingearbeitet ist und im Grundkörper umher schlackert. Dann wird auch die Düse als Konus-Gegenstück schon ziemlich platt sein...

Den Konus kann man auf der Uhrmacherdrehbank wieder schick machen. Wer gerade keine greifbar hat, spannt die Nadel mit Gefühl in eine Bohrmaschine und versucht, den sich schnell drehenden Konus mit einer sehr feinen Feile abzuziehen und mit 800er Schleifpapier zu polieren.


Befestigung des Schwimmergehäuses mit der Hauptdüsen-Hohlschraube

defektes Innengewinde
Hier empfiehlt es sich, alle Dichtungen mit einem feinen Hauch (!) Dichtungsmittel einzustreichen. (Ein Zuviel setzt unweigerlich die beiden abgehenden Kanäle zu oder sondert Krümel ab, die den Vergaser verstopfen werden.) Ohne Dichtungsmittel kleckert der Vergaser stets und ständig. Schraube anknallen sollte man lassen, denn: Nach "fest" kommt "lose." Zieht man die Schraube zu fest an, reisst das Gewinde im Vergaser-Gehäuse aus - Schrott.


Startvorrichtung

Man sollte mal überprüfen, ob der Metall-auf-Metall schleifende Startschieber Riefen hat. Diese Riefen kann man mit feinstem Schleifpapier auf exakt ebener Fläche (Glasplatte) wegschleifen: Sonst läuft der Startvergaser ständig leicht mit und überfettet vor allem das Standgas.


Hauptdüsensystem mit Spritzrohr

Senkrecht über der Hauptdüse sitzt das Spritzrohr. Gibt es Probleme mit schlecht einstellbarem und zu fettem Standgas und schwierigem Warmstart, sollte man sich das mal näher betrachten.

Spritzrohr (links konzentrisch, rechts nicht konzentrisch)
Schwimmergehäuse abbauen. Unten sieht man das Spritzrohr und innen konzentrisch das Tauchrohr. Sitzt das Tauchrohr ganz am Rand, ist das Spritzrohr wahrscheinlich verbogen. Um es auszubauen, muss man zuerst den Lufttrichter heraus ziehen.
Luftrichter
Er wird mit einer M4-Schraube fixiert. Das Gewinde im Lufttrichter ist meistens überdreht. Das macht nichts, er kann ja nicht weg. Die Schraube kann man mit Dichtungsmittel bei der Montage leicht einkleben, damit dort keine Nebenluft reinkommt. Den Lufttrichter stößt man von der Drosselklappenseite aus heraus.
Explosionsdarstellung
Dann entfernt man die Verschraubung senkrecht über dem Rohr und schraubt die Hohlschraube heraus. Nun schüttelt man das Tauchrohr aus Messing heraus. Jetzt kann man vorsichtig das Spritzrohr nach oben heraus ziehen.
Spritzrohrdichtung
Unter dem Bund des Spritzrohrs muss eine intakte Dichtung sitzen. Anderenfalls muss dort ein neuer, benzinfester Rundring rein. Ist diese Stelle undicht, läuft ständig Sprit in den Vergaser - der Motor läuft im Standgas zu fett und springt warm nicht mehr an. Auf der Eingangsseite ist das Spritzrohr geschlossen oder hat eine Bohrung (je nach Vergaserausführung). Auf der Rückseite (zur Drosselklappe hin) befindet sich die Austrittsöffnung des Benzins. Diese Seite wird nur durch einen Steg stabilisiert.
Spritzrohre (links eingedrückt, rechts intakt)
Wird die Verschraubung oben zu fest angezogen, knickt das Spritzrohr dort ein und die Dichtung am Fuß wird undicht. Folgen: siehe oben.
Tauchrohrmontage
Bei der Montage der oberen Hohlschraube muss man darauf achten, dass das Tauchrohr mittig in die Hohlschraube rutschen muss. (Man sieht es von oben durch die Hohlschraube und merkt es daran, ob sich die Hohlschraube weit genug eindrehen lässt.) Die Lage der Bohrungen des Tauchrohrs scheint egal zu sein, man muss es nicht in die richtige Lage drehen. Die Hohlschraube ist mit Gefühl nur handfest anzuziehen.


Drosselklappenwelle

Hat die Drosselklappenwelle Spiel, zieht der Vergaser Nebenluft. Das Standgas wird zu mager, der Motor knallt in den Vergaser zurück. Leider erfordert das Reparieren eine Metallwerkstatt. Hat man noch eine nicht eingelaufene Drosselklappenwelle, kann man die Messingbuchsen im Vergaser aufreiben und zwei neue Buchsen einsetzen.

(Die Buchsen schlackern einseitig aus. Reibt man sie einfach so auf, geht die Bohrungsmitte nicht mehr durch die Vergasermitte. In gewissen Grenzen macht das aber nichts: Man muss bei der Montage in jedem Falle die Drosselklappe in geschlossener Stellung so klemmen, dass sie mittig sitzt.)
Abdichtung der Welle
Eine neue Welle zu fertigen erfordert präzise Dreh- und Fräsarbeiten.

Gibt man eine neue Welle in Auftrag, sollte man sie beiderseitig 5mm länger fertigen lassen plus den Gas-Hebel nicht anpressen, sondern mit einer M8-Flachmutter anschrauben lassen. Dann kann man auf beiden Seiten eine Teflonscheibe auf die Achse setzen. Sie dichtet die Buchsen ab. Das hat zwei Vorteile: 1. kommt kein Dreck mehr rein, es verschleisst langsamer; 2. kann selbst bei Spiel keine Nebenluft mehr rein.

Die beiden Linsensenkschrauben der Drosselklappenbefestigung sollte man unbedingt mit mittelfester Schraubensicherung einkleben.


Dichtheitsprüfung Luftweg

Unentdeckte Undichtheiten im Ansaugweg (Lose Schläuche oder Risse und Löcher im Lufi) kann man easy finden, wenn man bei abgenommenen Luftfilteraufsatz mal in das Rohr reinpustet. Wenn nix pfeift außer Deiner Lunge ist alles OK. Wenn aus dem Steigrohr des Startvergasers etwas Benzin rauskommt, ist das richtig: Du hast gleich mal sichergestellt, dass da kein Dreckpfropfen drin ist.

Dichtungen

Am Vergaser sind einige Dichtungen vorhanden, die man im Rahmen einer Vergaserinstandsetzung zweckmäßigerweise erneuert. Dichtringe aus Vulkanfiber sind bei Kleinteilehändlern problemlos und sehr günstig erhältlich. Folgende Teile werden für einen H362-24 benötigt: (ältere Ausführungen vergleichbar)

1St. Deckeldichtung Schwimmerkammer (kein Normteil)

Vulkanfiberdichtungen, die funktionswichtigen Maße sind jeweils fettgedruckt

2St. 18x12x1,5 (Anschlussstück Kraftstoffschlauch)
1St. 16x12x1,5 (Schwimmernadelventil alte Ausf., ungefeedert. Mit Dicke der Dichtung ändert sich der Schwimmerstand! Einstellung soll jedoch durch Biegen des Hebelblättchens erfolgen.) oder
1St. 14x10x1 (Schwimmernadelventil neue Ausf., gefedert, Hinweis wie oben) 1St. 10x 6x1 (Leerlaufdüse)
3St. 11x 8x1 (Mischrohr, Startdüse, Verschlusschraube an Unterseite (falls vorhanden))
1St. 15x11x1 (Träger der Hauptdüse)
1St. 26x20x1 (Hohlschraube Schwimmerkammerbefestigung)
1St. 30x25x1 (Schwimmerkammer/Vergaserkörper; Achtung! Innendurchmesser darf nicht wesentlich kleiner sein, sonst verschließt die Dichtung ungewollt einen Kanal. Außendurchmesser muss ebenfalls recht genau stimmen.)

Unter dem Gemischaustritt/Spritzrohr sitzt original ein Gummiflachring 12x9x0,5. Aufgrund der geringen möglichen Flächenpressung, der schlechten Kontroll- und Instandsetzungsmöglichkeiten und der Konstruktion als Einsenkung im Gehäuse bietet sich dort

1St. Rundring, 9x0,75 (Innendurchmesser x Schnurdurchmesser, kraftstofffest)
an. Dieser ist sehr weich und wird auch bei leidlich intakten Dichtflächen in jedem Fall dicht.

Düsengewinde

Die Düsen haben folgende Gewinde:

Hauptdüse: M6x1 (Normalgewinde)
Leerlaufluftdüse: M6x0,5
Ausgleichsdüse: M6x0,5
Schwimmernadelventil alt: M12x1,25
Schwimmernadelventil neu: M10x1
Schwimmernadeldüse: M6x0,5
Hohlschraube Kraftstoffanschluß: M12x1,25

Quelle

Anleitung von Nikolai Wünsche (Wunni) Dichtungsgrößen von Wartburgbauer

Weiterführende Links zum Thema

http://w311.info/viewtopic.php?f=31&t=8666&start=0 Überholung des Flachstromvergasers im ZWF

BVF-Vergaser

Berliner Vergaser-Fabrik